Kirchengeschichte
Die Geschichte der Kirche reicht bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. Sie ist das älteste Bauwerk von Falkensee. Ursprünglich wurde der Sakralbau als kleiner rechteckiger Feldsteinbau mit einem quer-rechteckigen Westturm aus Backstein errichtet. Im Jahre 1601 brannte der Ort Seegefeld fast völlig ab; die Kirche blieb offenbar verschont. Eine grundlegende bauliche Veränderung erfuhr die Kirche im Jahre 1742. Sie erhielt ein Nord- und ein Südschiff und wurde dadurch kreuzförmig. Die Süd- und die Ostseite der Kirche haben Staffelgiebel mit Spitzbogenblenden. Der querrechteckige Westturm hat auf allen Seiten Schallöffnungen und wird durch ein Satteldach abgeschlossen. Im Turm hängen vier Glocken. Eine Glocke wurde 1536 von Andreas Kepfel aus Lothringen gegossen, eine andere datiert ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert. Im 1. Weltkrieg wurden zwei Bronzeglocken eingeschmolzen, nach dem Krieg wurden sie durch zwei große Stahlgussglocken ersetzt.
Die Turmuhr hat ein mechanisches Uhrwerk aus der Zeit vor 1900 mit Sekundenpendel und Gewichtsaufzug. Abend- und Gottesdienstgeläut werden neuerdings über eine Funkuhr gesteuert. Im Turm befindet sich auf halber Höhe ein fensterloser, mit einem Tonnengewölbe versehener großer Raum aus dem Mittelalter. Dieser Raum war offensichtlich nur über eine Emporentür zugänglich, die im Bereich des 1781 angebrachten Epitaphs derer von Ribbeck lag. Vermutlich diente er in alten Zeiten als Zufluchtsort. Im nördlichen Kreuzarm befindet sich der Altarraum. Der hölzerne gefasste Altaraufsatz entstand im Jahre 1662. In der Predella befindet sich eine gemalte Darstellung des Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Über dem Hauptfeld ist eine querrechteckige Stiftertafel angebracht. Sie teilt u. a. mit: … Hans-Georg von Ribbeck II. (1601 bis 1666), seinerzeit Patron des Ortes Seegefeld, Gouverneur und Kommandant der Veste Spandau „ hatt dieses Altar Gott zu Ehren, der Kirche zur zirat und der Gemein zum städten andenken, verfertigen lassen. Im M (Monat) Aug. (ust) A(nn)O 1662.“
An den Wänden links und rechts des Altarraumes knien zwei geschnitzte Hirten- bzw. Engelsfiguren; wir nennen sie den Engel der Leidenschaft und den Engel der Zuversicht. Links im Altarraum an der Westwand des nördlichen Kreuzarmes steht die hölzerne Kanzel, die ebenfalls aus dem Jahre 1662 datiert. Der Kanzelkorb ist polygon und wird von einer Säule getragen. Die rundbogigen Brüstungsfelder des Kanzelkorbes zeigen die gemalten Darstellungen der vier Evangelisten.
Die Taufe
Auch die hölzerne Taufe stammt aus dem Jahre 1662. Sie ist achtseitig. In den Seitenfeldern sehen wir biblische Sprüche und Bilder. Ein in Formen des Rokoko gestaltetes Stuckrelief beherrscht oberhalb der ehemaligen Patronatsloge den Eingang zum Turmraum. Das Relief zeigt das Allianzwappen des Stifters, Hans Georg von Ribbeck V. (1728 bis 1784), und seiner zweiten Frau A.L.E. von Erxleben. Dieses Wappen wird zu beiden Seiten durch je zwei Epitaphien in Form von Totenkränzen eingerahmt, die an den frühen Tod von dreien ihrer Töchter erinnern. Links am Zugang zur ehemaligen Patronatsloge („Turmkirche“) ist eine mittelalterliche, mit einer Tür versehene Nische erhalten.
Die Orgel
Im östlichen Kreuzarm hat die Orgel ihren Platz. Sie hat zwei Manuale, ein Pedal und 13 Register. Das Instrument ist das Werk des Potsdamer Orgelbaumeisters Alexander Schuke und datiert aus dem Jahre 1956. Am 4. November 1956 wurde sie eingeweiht. Ursprünglich stand die Orgel auf der Südempore der Kirche. Wegen Sanierungsarbeiten am Dachstuhl musste sie dort 1991 ausgebaut werden. Durch eine sehr großzügige Spende und viele andere private Spenden und finanzielle Hilfe wurde es möglich, die Orgel – nun aus bautechnischen und akustischen Gründen im Osten der Kirche – wieder aufzustellen. Seit dem 1. Advent 1999 erklingt die „ Königin der Instrumente“ zum Lobe Gottes in den Gottesdiensten, aber auch zu anderen Gelegenheiten wieder.
Zur ausführlichen Orgel-Geschichte hier lang
Die letzten Jahre
In den letzten zehn Jahren fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Kirche statt. So wurden mit großem finanziellen Aufwand die Dächer der Kirche und des Turmes neu gedeckt. Ebenso wurde der Außenputz unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert, die Turmuhr samt Werk restauriert, das Geläut repariert, der Glockenstuhl erneuert und im Kirchenraum eine Gasheizung installiert. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden auch die gesamte Elektroanlage und die Beleuchtung des Kirchenschiffs erneuert, die Wände mit einem neuen Anstrich versehen , das Gestühl wurde überarbeitet und saniert. Eine aufwendige Sanierung wurde auch an der Kanzel, der Taufe und dem Altar vorgenommen. In einem Festgottesdienst wurden am 4. November 2006 die Beendigung der Sanierungen und das 50-jährige Orgeljubiläum gefeiert.
Die Turmkirche fällt dem Beobachter durch die Ausschmückung mit einem Kreuzgratgewölbe mit Rippen und Schlussstein auf. Die Sanierungsarbeiten im Bereich der Turmkirche (1999/2000) haben sich an der originalen Farbgestaltung mit gemalten Formstein-Imitationen orientiert. Im Zuge dieser Sanierungsarbeiten wurden an der Südwand des östlichen Kreuzarmes (am Aufgang zur Ostempore) Reste mittelalterlicher Wandmalereien entdeckt und freigelegt.
Im Jahre 2009 musste sich der Gemeindekirchenrat durch Sachverständige erklären lassen, dass das Kirchendach nur noch aus Gewohnheit hält, da die statischen Bedingungen bei der letzten Sanierung nicht ausreichend beachtet wurden. Ein Antrag auf die Kircheninnenrenovierung aus Konjunkturpaket II-Mitteln musste für die Kirchendachsanierung umgewidmet werden.
Im Jahr 2010 wurde das komplette Dach erneuert; nur im Turmbereich konnten einzelne Balken erhalten bleiben.
Die Kirchensanierung steht noch immer aus.
Die Kirchengemeinde Falkensee-Seegefeld hat gegenwärtig ca. 2.000 Gemeindeglieder und feierte im Jahr 2015 ihr 750-jähriges Bestehen. Zu diesem Festakt wurde eine historische Festschrift heraus gegeben.